... danach ...
Schmerznovelle
"...So, als hätte ich schon lange nicht mehr gelebt, und immer nur, was lebendig war, aus sicherem Abstand heraus betrachtet.
Es gibt eine Lust, die sich als erotische Laune verkleidet. Diese Lust ist aller festgezimmerten Konstrukte der Selbstbehütung müde. Sie begibt sich freiwillig in Gefahr, weil die Stagnation der eigenen Existenz einer Blutauffrischung, einer Auflockerung bedarf. Oder eines Aderlasses. Je nachdem. Wie ein Spieler am Roulettetisch legt man eine Summe fest, die verspielt werden kann und sogar soll. Und ahnt doch, dass es dabei längst nicht bleiben wird. Diese sonderbare, scheinbar unkontrollierte Erregung erinnert von Ferne an das Alter um die Zwanzig, man fühlt sich jugendlich, spürt die Schauer im Unterarm, die elektrischen Ströme in den aufgestellten Härchen, man glaubt, den eigenen Körper ganz als Geflecht elektrischer Impulse wahrnehmen zu können. Aber es ist eben keine ahnungslose, naiv dahintreibende Lust mehr, sie besitzt ein Ziel, ist verdorben, geschult, der Grausamkeit näher als dem Eros." aus: Helmut Krausser: Schmerznovelle.
Überraschung
Wer hätte das gedacht.
Die Geliebte war ich schon. Jetzt habe ich einen Geliebten. Es fühlt sich nur leider fast gleich an. Es hat zwar nie jemand gesagt, das es einfach ist, ich hätte es mir aber schon anders vorgestellt. Natürlich ist es geil. So geil, wie es schon sehr lange nicht mehr geil war. Dass es schwierig ist, hat noch nicht mal was mit schlechtem Gewissen zu tun. Mich schreckt es nicht, dass es rauskommen könnte, dann würde sich vieles fast schon einfacher lösen als weiterhin nach geheimen Lücken im Alltagssystem zu suchen. Ich will und werde es darauf ankommen lassen. Ich will keine Abenteuer mehr beenden, ich will sie erleben. Und ich hoffe so sehr, dass der Geliebte mir bleibt. Wenn ich sagte ich würde es aushalten, ihn zu verlieren, dann würde ich lügen.
{vergnügen}
"[...] Siehst du denn nicht, wie vernünftig und gut ich bin?"
"Du bist weder vernünftig noch gut." "Aber du magst mich trotzdem." "Sicher." "Soll ich dir ein Geheimnis verraten?" "Ein neues?" "Ein altes." "In Ordnung." "Es ist nicht sehr schwer, dich zu verführen, und es macht ungeheuer Spaß, dich zu verführen." "Du musst es ja wissen." "War ja nur ein Scherz-Geheimnis. Wer wird denn hier verführt? Wir vergnügen uns doch bloß. [...]" aus: Ernest Hemingway: Der Garten Eden.
Nur küssen
Drei Worte mit "nur"
sind mehr Glück für mich als fast alles was wir im Leben sonst tun dürfen oder tun müssen Die drei Worte sind: "Dich nur küssen" "Mich nur küssen sonst nichts? Ist das alles was du an Glück noch hast?" Nicht ganz. Denk im Falle des Falles an meine Worte zurück: Denn ich sagte vorsichtig "fast" Erich Fried
Quote
"Außerdem gab es einen anderen Faktor in der Gleichung, über den sie nicht gerne nachdachte: ihre eigene Dummheit und Apathie (EDA). Sie hatte bei all dem ja mitgespielt. Sie hatte den Dingen ihren Lauf gelassen. sie würde den ganzen Mist mit EDA multipizieren müssen und dann bei einer Zahl landen, die größer war als die, von der sie ausgegangen war. Wenn sich dann herausstellte, dass sie zwanzig, fünfzig oder gar hundert Jahre vergeudet hatte, wessen Schuld war es dann?
Diese fünfzehn Jahre waren jedenfalls weg. Und was war mit Ihnen verloren? Kinder, das war so gut wie sicher, und wenn Sie Duncan je vor Gericht zerren würde, wäre das ihr Hauptanklagepunkt. " Nick Hornby: Juliet, Naked.
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plan
Es ist als verfolgten sie einen geheimen Plan, der vorsieht, das Leben ihrer Töchter alle paar Jahre komplett durchzuschütteln. Wir Töchter sind das gewohnt und haben unabhängig von einander die gleichen Strategien gewählt mit diesen Erschütterungen umzugehen.
Was würde passieren, wenn eine von uns dieses Spiel nicht mehr mitspielen würde. Sich umdrehen und fortgehen. "Macht doch euren Scheiß allein!" Denn der Plan funktioniert ja nur, weil wir mit machen, funktionieren, seit wir geboren sind. Es wäre an der Zeit sich zusammen zu schließen, einen eigenen Plan zu entwickeln. Was keiner von ihnen kapiert ist, dass es keiner von uns um Geld geht. Sie sehen nicht, was dieses Leben mit diesem Plan aus uns gemacht hat.
Soweit
Es ist so einfach, wenn man anderen dabei hilft, ihr Situation zu analysieren. Einen Schritt zurücktreten, einen klaren Blick darauf richten, was man gerne mag, was man verlieren würde, worauf mal glaubt nicht verzichten zu können.
Doch wenn es darum geht für sich selbst Entscheidungen zu treffen, ist es auf einmal gar nicht so einfach. Pflichtgefühl? Liebe? Verlustängste? Sehnsucht? Angst? Was wiegt schwerer? Keiner kann für dich die Entscheidungen treffen, die zu treffen sind. Selbst wenn ich es weiter aufschiebe, so weiß ich doch, dass irgendwann der Tag kommt, an dem es nicht mehr anders geht. An dem alles zerbricht. Nichts mehr ist wie es war.
Winterschlaf
Diese Frage "Wie geht es Dir" kann ich super gut beantworten. Ich sage gut, alles prima und kann sogar einige Beispiele aus dem täglichen Leben bringen, die das belegen. Eine Reise, eine anstehende Veranstaltung, die ausprobierten Rezepte.
Ich lache und frage nach. Kann mitfühlen, wenn von der anderen Seite doch mal ein "Nein" auf die Frage kommt. Gebe Ratschläge, nehme in den Arm. Und denke bei mir: Es geht mir nicht gut. Ich kann nicht zufrieden sein. Alles was ich tue und fühle ist nicht echt solange so viele offenen Fragen in der Luft hängen. Glücklich? Nun, nicht unglücklich vielleicht. Weil ich trotzallem schönes erlebe. Freundschaften. Momente. Oft kommt mir mein Leben vor wie im Winterschlaf. Nur ohne Schlaf und ohne Winter.
Revanche
Wie ist das denn nun mit dem Betrügen. Wo fängt es an und wo hört es auf?
Bei einem Blick? Einer Berührung? Einem Kuss? Sex? Ich fühle mich durch ganz anderes betrogen. Und leite immer öfter daraus die Rechtfertigung für kleine Betrügereien ab. Die Tatsache, dass der Lebensplan, das Zukunftsversprechen nicht gehalten wurde wiegt so schwer, dass ich mir das herausnehme. Einfach so. Koste es was es wolle. Ich habe sowieso kaum mehr etwas zu verlieren.
... davor ...
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Last update: 2014.01.21, 15:40 status
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/ Ich hoffe, Ihnen... nemorosa
/ Einem Menschen keinen... nemorosa
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/ Manchmal ist ja... nemorosa
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Danke ...
... für das Antville Layout 'Got a Date?'
das ich für diese Seite angepasst habe. |